Die Tamburinschlägerin

Die Musikantin  (Joseph von Eichendorff, 1788-1857)

Schwirrend Tamburin, dich schwing ich,

Doch mein Herz ist weit von hier.

Tamburin, ach könntst du’s wissen,

Wie mein Herz von Schmerz zerrissen,

Deine Klänge würden müssen

Weinen um mein Leid mit mir.

Weil das Herz mir will zerspringen,

Laß ich hell die Schellen klingen,

Die Gedanken zu versingen

Aus des Herzens Grunde mir.

Schöne Herren, tief im Herzen

Fühl ich immer neu die Schmerzen,

Wie ein Angstruf ist mein Scherzen,

Denn mein Herz ist weit von hier.

ARMES KLOSTERFRAULEIN

Justinus Kerner, 1786-1862

Ach, ach, ich armes Klosterfräulein!
O Mutter, was hast du gemacht !
Der Lenz ging am Gitter vorüber,
Hat mir kein Blümlein gebracht. Ach, ach, wie weit, wie weit hier unten
Zwei Schäflein gehen im Thal !
Viel Glück, ihr Schäflein, ihr sehet
Den Frühling zum ersten Mal.Ach, ach, wie weit, wie weit hier oben
Zwei Vöglein, fliegen in Ruh’!
Viel Glück, ihr Vöglein ihr flieget
Der besseren Heimat zu.

DIE KAPELLE  (Ludwig Uhland, 1787 – 1862)

Droben stehet die Kapelle,
schauet still ins Tal hinab;
drunten singt bei Wies und Quelle
froh und hell der Hirtenknab.

Traurig tönt das Glöcklein nieder,
schauerlich der Leichenchor,
stille sind die frohen Lieder
und der Knabe lauscht empor.

Droben bringt man sie zu Grabe,
die sich freuten in dem Tal.
Hirtenknabe, Hirtenknabe,
dir auch singt man dort einmal.

DER WASSERMANN (Gedicht von Julius Kerner, 1786-1862)

Es war in des Maien mildem Glanz,
Da hielten die Jungfern von Tübingen Tanz.

Sie tanzten und tanzten wohl allzumal
Um eine Linde im grünen Tal.

Ein fremder Jüngling, in stolzem Kleid,
Sich wandte bald zu der schönsten Maid;

Er reicht ihr dar die Hände zum Tanz,
Er setzt ihr auf's Haar einen meergrünen Kranz.

"O Jüngling! warum ist so kalt dein Arm?"
"In Neckars Tiefen da ist's nicht warm."

"O Jüngling! warum ist so bleich deine Hand?"
"Ins Wasser dringt nicht der Sonne Brand!"

Er tanzt mit ihr von der Linde weit:
"Lass', Jüngling! horch, die Mutter mir schreit!"

Er tanzt mit ihr den Neckar entlang:
"Lass', Jüngling! weh! mir wird so bang!"

Er fasst sie fest um den schlanken Leib:
"Schön' Maid, du bist des Wassermann's Weib!"

Er tanzt mit ihr in die Wellen hinein:
"O Vater und du, o Mutter mein!"

Er führt sie in seinen krystallenen Saal:
"Ade, ihr Schwestern allzumal!"

ROSMARIEN  (Anonymes Gedicht)

Es wollt die Jungfrau früh aufstehn,
Wollt in des Vaters Garten gehn,
Rot Röslein wollt sie brechen ab,
Davon wollt sie sich machen,
Ein Kränzelein wohl schön.

Es sollt ihr Hochzeitskränzlein sein:
"Dem feinen Knab, dem Knaben mein,
Ihr Röslein rot, ich brech euch ab,
Davon will ich mir winden,
Ein Kränzelein so schön."

Sie ging im Grünen her und hin,
Statt Röslein fand sie Rosmarien:
"So bist du, mein Getreuer hin!
Kein Röslein ist zu finden,
Kein Kränzelein so schön."

Sie ging im Garten her und hin,
Statt Röslein brach sie Rosmarien:
"Das nimm du, mein Getreuer, hin!
Lieg bei dir unter Linden,
Mein Totenkränzlein schön."
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